Folge dem Fluss
In einer Einsattelung der Baumberge an den westlichen Hängen in einem Waldstück der Bauernschaft Dörholt entspringt die Berkel. Nordwestwärts fließend erreicht sie die Bauernschaft Holthausen am Stadtrand von Billerbeck, wo sich weitere starke Quellen befinden. Hier sind die offiziellen Berkelquellen ausgewiesen, da sie mehr Grundwasser zu Tage fördern.
Drei sehr attraktive Quellen befinden sich am Hangfuß einer aufgeschichteten Sandsteinböschung nahe eines kleinen „Restteiches“ des Holthauser Teiches (Berkelquellteich).
Diese kurze Filmsequenz aus dem Jahre 2021 zeigt die neu angelegten Fließwege und die gut hör- und sichtbaren Quellaustritte, die sich am Hangfuß der nördlichen Sandsteinböschung befinden.
In längst vergangenen Zeiten war der Berkelquellteich von großer Bedeutung für die Versorgung der Wassermühlen. Im Verlauf der Jahrhunderte ist der ursprünglich künstlich angelegte großflächige Teich immer mehr verkleinert worden und wahrscheinlich wird er im Lauf der Zeiten verlanden.
Vom „Quellteich“ und den im Jahr 2019 neu angelegten Fließwegen aus, verläuft der kleine Fluss entlang des Auenwaldes. Dieses Waldstückchen, das zwischen den beiden Berkelarmen („Alte u. Neue Berkel“) liegt, ist über viele Jahrzehnte entstanden. Auf die ehemals weitläufig vorhandenen Feuchtwiesen, teilweise mit Erlenaufwuchs, wurde (Boden) Material aufgeschüttet und Anfang der sechziger Jahre zu großen Teilen mit Hybridpappeln aufgeforstet. In den neunziger Jahren, nach einem sehr schweren Unwetter (Windhose), das große Flächen des Baumbestandes umstürzen ließ, wurden Eschen gepflanzt.
Am Ende des wertvollen Auenwaldes befindet sich die ehemalige Billerbecker Badeanstalt (1924–1960), die von der „Neuen Berkel“ gespeist wird. Das Wasser aus dem Teich, der seit Jahrzehnten nun als Angelteich dient, fließt in den alten Berkelarm, der von Streuobstwiesen aus kommend bis hierher verläuft. Unterhalb des naheliegenden Stauwehrs vereinen sich diese Flussarme in Möllerings Furt. Dies ist übrigens die einzig erhaltene noch genutzte Furt durch die Berkel.
Dem Hof Möllering, namensgebend für die Furt, sowie den Möllerings Hügel, oblag früher das Betätigen und die Wartung der Schleusen des Stauwehrs. Dies diente der Mühle in der Stadt zum Betrieb.
Vom Ortsrand aus, zunächst einige Gärten passierend, führt der Weg entlang der Berkel in die Nähe der Kolvenburg, einer ehemaligen Wasserburg. Seit dem 13. Jahrhundert war sie Wohnsitz niederer Adelsfamilien und dient mittlerweile dem Kreis Coesfeld als Kulturzentrum.
Nahe diesem Standort wurde die Berkel Mitte des 15. Jahrhunderts umgeleitet und an anderer Stelle eingestaut, um eine Mühle betreiben zu können.
Im Zuge des Berkelauenkonzeptes des Landes NRW wurde von 2007 bis 2008 der seit Jahrhunderten in ein „künstliches Betonbett“ gezwängte Fluss aufgeteilt und ein Abschnitt als „Hauptstrom“ wieder in die tiefste (historische) Stelle des Tals inmitten der Auenwiesen gelegt. Das war in Hinblick auf Hochwasserschutz eine wertvolle Maßnahme und eine strukturelle Verbesserung zur Förderung von Flora und Fauna.Von der Billerbecker Quelle bis Vreden ist die Berkel mit den angrenzenden Auenflächen auf ca. 64 Kilometern Länge des Fließgewässers als FFH- (Natur) Schutzgebiet ausgewiesen.
Ab der Aufteilung führt ein Teilstrom der Berkel an der „Alten Gerberei“ vorbei, die Ende des 19. Jahrhunderts von der jüdischen Familie Bendix nebst Wohnhaus errichtet wurde.
Weiter geht der Fluss an Wiesen vorbei in einen kleinen aufgestauten Teich, der als Mühlenteich (Feuerwehrteich) benannt wird. An diesem Ort stand eine ehemalige bischöfliche Mühle, die bis 1968 von der Müllerfamilie Wilde betrieben und nach einigen Jahren Leerstand 1971 abgerissen wurde. Im Mauerwerk am Stauwehr befindet sich ein stark verwitterter Stein, der einem umfangreichen „Wiederaufbau“ der Mühle 1717 entspringt. Ursprünglich mit Jahreszahl und Initialen des damaligen Bischofs.
Im Jahr 1999 wurde ein neues Mühlrad an dieser historischen Stelle eingebaut. Gemeinsam haben der Heimat- u. Verkehrsverein sowie der Verein der Garten – und Blumenfreunde dies mit einer Schenkung an die Stadt Billerbeck ermöglicht.
An dem Teich, wo früher auch das alte Haus des Müllers stand, befindet sich eine Statue des heiligen Johannes von Nepomuk zum Schutz gegen Hochwasser.
Erwähnenswert ist noch der stadtgeschichtlich bedeutende und lange im Zusammenhang mit dem Mühlenbetrieb stehende ehemalige Richthof, der von einer Gräfte umgeben hinter dem Mühlenteich liegt.
Unterhalb des Stauwehrs passiert die Berkel eine Unterführung und nimmt ihren Lauf vorbei an dem Jüdischen Friedhof, über dessen Gräber ein Wind der Erinnerung weht.
Die beiden zuvor aufgeteilten Abschnitte der Berkel fließen vor einer Brücke, an der Osterwicker Straße wieder zusammen. In Nähe der Kläranlage in Hamern wurde ab September 2023 eine weitere Renaturierungsmassnahme erfolgreich durchgeführt.
Stadtauswärts schlängelt sich die Berkel durch die Bauernschaften Osthellen und Lutum in Richtung Coesfeld. Über Gescher, Stadtlohn und Vreden erreicht sie nach knapp 70 Kilometern die Grenze zur niederländischen Provinz Gelderland. Da Flüsse keine Grenzen kennen, fließt sie weiter über Eibergen, Borculo, Lochem und Almen nach Zutphen, wo sie nach einer Strecke von 114,6 Kilometern in die Ijssel, dem östlichen Arm des Rheindeltas, mündet.
Schöne Landschaften und kulturhistorische Sehenswürdigkeiten prägen die Berkel auf ihrem Weg von der Quelle in Billerbeck bis zur Mündung in die Ijssel.
Wer noch gerne Wissenswertes zum Thema Berkel, der Landschaft, den Initiativen sowie Städte verbindende Projekte erfahren möchte, hat die Möglichkeit dazu mit folgenden Link:
Tipp 1: Rund um die Berkel (deutsch/niederl.)