Sie bahnte sich lange an – die Eisenbahn in Billerbeck
Den Beginn der Eisenbahn in Deutschland stellte der 7. Dezember 1835 dar. Die 6 km lange Strecke von Nürnberg nach Fürth war die erste deutsche Eisenbahnverbindung. Bis Billerbeck ans Schienennetz angeschlossen wurde dauerte es aber noch mehr als 70 Jahre.
Im Jahre 1897 beschloss der Preussische Landtag den Bau der Strecke von Empel/ Rees über Bocholt, Borken, Coesfeld bis nach Münster (110km), wobei auch Billerbeck einen Anschluss an dieser Strecke erhielt, da das Teilstück zwischen Coesfeld und Havixbeck über die Perle der Baumberge führte. Auch Nottuln hatte sich um einen Anschluss beworben und so hätte die Strecke von Coesfeld aus auch über Nottuln führen können, doch letztendlich wurde Billerbeck ausgewählt und man bekam den lang ersehnten Bahnanschluss.
Bereits 1887 hatte man im Münsterland die Ost-West-Verbindung (MS-Warendorf-Lippstadt) eröffnet und auch die Verbindung aus dem Ruhrgebiet nach Hamburg war schnell überlastet, sodass man eine konkurrierende Linie von Oberhausen über Dorsten, Coesfeld, Burgsteinfurt, Rheine bis nach Quakenbrück bereits 1897 nutzen konnte.
Fast 30 Jahre später folgte die westliche Erweiterung von Münster bis Empel. Die Eröffnung der verschiedenen Teilabschnitte zog sich allerdings über mehrere Jahre. Der erste Abschnitt zwischen Empel und Bocholt wurde bereits am 01. Mai 1901 eröffnet und die weitere Streckenführung nach Borken genau ein Jahr später. Im Oktober 1904 folgte die Trasse bis Coesfeld, doch der weitere Abschnitt stellte einige Probleme dar.
Anfangs war man sich uneinig, ob die Streckenführung über Billerbeck oder doch über Nottuln führen sollte, denn auch die Baumberge lieferten aufgrund der Geografie eine gewisse Herausforderung. Letztendlich wurde die Strecke zwischen Coesfeld und Billerbeck am 01. März 1908 eröffnet, genau zwei Monate später folgte das Teilstück zwischen Billerbeck und Havixbeck. Die Strecke zwischen Münster und Havixbeck war bereits ab 1907 in Betrieb.
Der östliche Streckenabschnitt war damals wie heute als „Baumbergebahn“ bekannt. Im Bereich Borken sprach man vom „Heide-Express“. Die erwähnte Nord-Süd-Verbindung ab 1879 über Coesfeld nach Rheine führte auch über Lutum. Die Billerbecker mussten aber trotzdem einen weiten Weg zum möglichen Einstieg in Kauf nehmen, da Lutum bis 1908 keinen Haltepunkt der Bahnstrecke darstellte. Im Jahr 1908 wurde somit nicht nur an Kilometer 81,74 der Bahnstrecke zwischen Empel und Münster der Bahnhof Billerbeck angeschlossen, auch der Haltepunkt in Lutum schloss sich in diesem Jahr an die Strecke von Coesfeld nach Quakenbrück an.
Ein weiterer Halt in unmittelbarer Nähe war bis 1938 die Ladestelle für Sandsteine in Bombeck, die allerdings nur für Transporte und nicht für den Personenverkehr freigegeben war. Generell wurde die Eisenbahn zur damaliger Zeit weniger für Wochenendausflüge genutzt, vielmehr war sie ein geeignetes Lastentransportmittel. Dadurch entwickelten sich in verschieden Städten und Regionen Möglichkeiten für Industriestandorte.
Zu Beginn der Streckennutzung fuhren nur sechs Zugpaare täglich und auch die Fahrzeiten waren recht lang. So dauerte die Fahrt von Münster nach Empel knapp 4 Stunden. Der „Heideexpress“ war bereits ab 1974 Geschichte1, doch der Abschnitt Baumbergebahn zwischen Coesfeld und Münster ist heute noch aktiv und wird im Bereich des Personenverkehrs viel häufiger frequentiert als zu seinen Anfängen in Billerbeck im Jahr 1908.
Heute wird das 2004 neu gestaltete Bahnhofsgebäude als Projekt des IBP unter dem Dach der „Alexianer“ bewirtschaftet. Fahrradverleih, Verkauf ausgewählter Produkte, eine kleine Gastronomie und Veranstaltungen und Ausstellungen wechselnder Künstler bereichern das Billerbecker Angebot.
1 https://www.borkener-heimatverein.de/portfolio-item/borkener-eisenbahnen/